«Ich denk, ich denk zu viel»


Liebe Leserinnen und Leser

 

«Ich denk, ich denk zu viel» ist der für ein Gymnasium provokative Titel des Buchs von Nina Kunz, unserer Maturrednerin 2024. Ihr Buch ist nicht nur eine Veranschaulichung dessen, was junge Leute heutzutage beschäftigt (Weltschmerz, Leistungsdruck, Handysucht, Liebe, u.v.m.), sondern auch eine Einladung, philosophische und literarische Werke zu lesen, um die heutige Welt und die Mitmenschen besser zu verstehen. Nina Kunz’ Maturrede für unsere Maturandinnen und Maturanden 2024 finden Sie hier. «Die Welt verstehen» ist eines der Hauptziele des Gymnasiums. Nebst dem regulären Unterricht organisieren wir regelmässig Sonderveranstaltungen wie «Discuss it» (Podiumsdiskussion mit Jungpolitikerinnen und -politikern zu den Abstimmungsthemen), die «Klima-Challenge» (ein schulübergreifender Grossanlass der Rämibühlschulen mit Workshops und einer Podiumsdiskussion), den «Pantsula Tanzworkshops» (mit Pantsula-Tänzern aus Südafrika, welche zwischen den Tanzinputs auch über ihr Aufwachsen in den Townships erzählen) oder beispielsweise die Wirtschaftswoche im Tessin. Besonders stolz sind wir auch auf unser Freifachangebot; beispielsweise stösst seit ein paar Jahren das Fach «Politische Gegenwartsfragen» bei den Schülerinnen und Schülern auf grosses Interesse und wird rege besucht.

Das vergangene Schuljahr war organisatorisch geprägt von den Wechseln in der Schulleitung. Prorektorin Dr. Christine Feller leitete die Übergangsschulleitung und amtete im Herbstsemester 2023 als Rektorin ad interim. Zusammen mit Katharina Kunz (Leiterin Zentrale Dienste) und Dr. Caren auf dem Keller (Prorektorin ad interim) hiess sie Walter Schubiger im August 2023 als neuen Prorektor willkommen. Im Februar 2024 wechselte Ursula Alder vom Realgymnasium ins Rektorat des Literargymnasiums. Die neue Schulleitung (Rektorin U. Alder, Prorektorin Ch. Feller, Prorektor W. Schubiger und Leiterin Zentrale Dienste K. Kunz) hat sich im Frühlingssemester als gut funktionierendes Team gezeigt und setzte sich zum Ziel, mit dem Kollegium sowie den Mitarbeitenden in Verwaltung und Betrieb einiges anzupacken. In den folgenden Abschnitten möchte ich Ihnen anhand einiger Spotlights aufzeigen, wie wir im vergangenen Schuljahr versucht haben, eben diese Ziele umzusetzen respektive neue Herausforderungen zu bewältigen:

  • Im vergangenen Schuljahr haben wir viel Zeit in die Entwicklung des neuen Schwerpunktfachs PPP (Philosophie/Pädagogik/Psychologie) investiert, das wir im kommenden Schuljahr erstmals anbieten werden. Zwölf Schülerinnen und Schüler der Klasse 3d freuen sich darauf, dieses kombinierte Fach, das von einem Philosophielehrer und einem Lehrer für Psychologie und Pädagogik gemeinsam unterrichtet wird, zu belegen.
     
  • Im Juli 2024 mussten wir von unseren alten Turnhallen und dem Aussenplatz «Rämi 80» Abschied nehmen, weil die Universität Zürich an jener Stelle ein grosses Bildungs- und Forschungszentrum (Forum UZH) erstellen lässt. Der Wegfall der vier Turnhallen und des Aussenplatzes stellt uns vor Schwierigkeiten, die nur teilweise durch die temporäre Turnhalle im Gloriarank abgefedert werden. Die Fachschaft Sport hat Projekte geplant, um unseren Schülerinnen und Schülern trotz fehlender Hallen einen ansprechenden, breitgefächerten und fordernden Sportunterricht bieten zu können. Zudem gilt das Motto «flexibel bleiben», denn bis dato ist unklar, ob der «Ballon» (aufblasbare Hülle, welche auf dem Rasenplatz über der Tiefgarage als Turnhalle genutzt werden kann) tatsächlich zu stehen kommt, oder ob ein Baurekurs dieses Vorhaben auf unbestimmte Zeit verzögert.
     
  • Der Baurekurs des Zürcher Heimatschutzes gegen den Kasernenumbau, welcher im Mai 2024 publik gemacht wurde, beschäftigt unsere Schule. Seit Jahren ist geplant, dass die Kaserne umgebaut und als Bildungszentrum von der KME (Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene) sowie der EB Zürich (Kantonale Schule für Berufsbildung) genutzt werden soll. Das mit diesem Umzug freiwerdende Schulhaus der KME – an bester Lage im Seefeld – sollte ab Sommer 2027 das neue Zuhause des Literargymnasiums sein. Der Rekurs des Heimatschutzes verzögert leider die Übersiedelung der KME und EB Zürich in die Kaserne um mehrere Monate oder sogar Jahre. Die kantonalen Stellen suchen deshalb mit Hochdruck nach einer Provisoriumslösung für die KME und EB Zürich, damit unser Umzug ins Seefeld wie geplant im Sommer 2027 realisiert werden kann.
     
  • Schulpolitisch wurden auf nationaler Ebene wichtige Entscheide gefällt und das Projekt WEGM (Weiterentwicklung der Gymnasialen Maturität) weiter vorangetrieben. Bereits im August 2023 wurde das neue Reglement über die Anerkennung von gymnasialen Maturitätszeugnissen (MAR) erlassen. Die grossen, aber nicht überraschenden Änderungen sind die Einführung der neuen Grundlagenfächer «Informatik» und «Wirtschaft & Recht» sowie die Erweiterung der Wahlmöglichkeiten im Bereich der Schwerpunkt- und Ergänzungsfächer. Zukünftig sollen alle Grundlagenfächer – oder sogar eine Kombination von Grundlagenfächern – als Schwerpunktfach gewählt werden können. Das Gleiche gilt auch für die Ergänzungsfächer. Nun sind die Kantone mit der Umsetzung per 2029 gefordert. Gemäss den Projektleitenden des Kantons Zürich soll bei der Umsetzung der nationalen Vorgaben gleichzeitig den kantonalen Herausforderungen wie den steigenden Schülerzahlen und der Belastungssituation der Jugendlichen begegnet werden.[i]
     
  • Die im letzten Jahr eingeführte BYOD-Policy (Bring-Your-Own-Device) für alle Klassenstufen konnte technisch mühelos umgesetzt werden, brachte aber im Verlauf des Schuljahres sehr deutlich die Probleme im Umgang mit den Geräten im Unterricht zum Vorschein. In den USA, in England und in anderen Ländern werden die kritischen Stimmen immer lauter und seit 2024 schreiben im Ausland diejenigen Schulen positive Schlagzeilen, welche einen sehr restriktiven Umgang mit Handys und elektronischen Geräten dekretiert haben. Am Literargymnasium fand im März 2024 eine schulinterne Weiterbildung zu BYOD im Unterricht statt, an welcher wir unsere Erfahrungen austauschten und nach Wegen suchten, wie wir der grossen Ablenkung der Schülerinnen und Schüler durch die Geräte während des Unterrichts und dem generellen Suchtpotenzial der Handys begegnen können. Grosse Einigkeit bestand darin, dass wir neu auf der Unterstufe Leihgeräte einsetzen werden (ab Schuljahr 2024/25 in einer Pilotklasse). Diese sind besser steuer- und kontrollierbar und sollen die Schülerinnen und Schüler vor Ablenkung schützen. Des Weiteren möchten wir mit einer restriktiveren Handy-Politik der Gefahr der Spielsucht, vor allem bei den Schülerinnen und Schülern der Unterstufe, entgegenwirken.
     
  • Das Jahr 2024 wird als ein erfolgreiches für die Schweizer Fussballnationalmannschaft in die Geschichte eingehen. Die Euphorie im Rahmen der EM 2024 nutzte die LG-UNESCO-Gruppe, um in der Eingangshalle mit dem Projekt «Denk-Anstoss» auf Menschenrechtsthemen rund um die Fussball-EM aufmerksam zu machen. Am 1.7.24 fand dazu eine Aktion statt, an welcher Schülerinnen und Schüler ihre Fussballkünste im Penaltyschiessen gegen die Rektorin, im Ball-Jonglieren mit Lateinlehrer Markus Weber oder im Tischfussballspiel gegen verschiedene Lehrpersonen unter Beweis stellen und so Spendengelder für unsere Partnerschule «Smiling Gecko» in Kambodscha sammeln konnten.

Wie Sie sehen, war in diesem Schuljahr einiges los. Einen direkten Einblick in verschiedene Projekte und Anlässe erhalten Sie weiter unten. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Herzliche Grüsse
Ursula Alder, Rektorin

 


[i] https://www.zh.ch/de/bildung/schulen/maturitaetsschule/projekte-maturitaetsschulen/gemeinsam-die-zukunft-der-gymnasien-gestalten.html (besucht am 19.07.24)